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„The Good, the Bad, and the Dead“ bringt erstaunliches zutage: Dolph Lundgren kann schauspielern

Dolph Lundgren verkörpert den unterkühlten Agenten Rooker mit einer augenzwinkernden Lässigkeit. (Foto: Tiberius Film)

Wer hat Dreck am Stecken, wem kannst du vertrauen? „Irgendeiner weiß immer Bescheid“, sagt der Provinzbulle, der damit Recht behalten wird. Doch wer dieser „Irgendeine“ ist, bleibt bei dem B-Movie-Actionknaller „The Good, the Bad, and the Dead“ für Zuschauer und Protagonisten lange im Unklaren. Wer jetzt denkt, dass dies einem ausgefeilten Drehbuch zu verdanken ist, liegt komplett daneben.

Fangen wir aber mal mit etwas Positivem an: Dolph Lundgren kann schauspielern. Ja, die Action-Helden der 1980er und -90er werden alt. 90 Minuten mit der dicken Wumme durch die Gegend rennen, ballern und prügeln – das erledigt der Nachwuchs ohne weithin hörbares Knacken im Kreuz. Wer – wie Lundgren nächstes Jahr – eine 6 an erster Stelle des Alters hat, der geht als Actionstar besser in Rente oder lernt zu schauspielern. Lundgren präsentiert uns seinen unterkühlten DEA Agenten Rooker mit einer augenzwinkernden Lässigkeit, dass ich mir größeren Raum für seinen Part gewünscht hätte. Insgesamt bewegen sich die schauspielerischen Leistungen für ein B-Movie auf einem ordentlichen Level. Mit Danny Trejo, Michael Paré, Johnny Messner und Vivica A. Fox konnte Regisseur Timothy Woodward Jr. auf eine sattelfeste Darstellerriege setzen. An denen liegt es auch nicht, dass „4got10“, so der äußerst „kreative“ Originaltitel, im Durchschnitt hängen bleibt.

Drehbuch provoziert lautes Gähnen

Es ist vor allem das bereits erwähnte Drehbuch, das trotz einer Lauflänge von gerade einmal 80 Minuten mehr als einmal ein lautes Gähnen provoziert. Dabei fängt es so verheißungsvoll in der Wüste an, in der Brian Barnes (Johnny Messner) ohne Erinnerung aufwacht. Ein Truck mit vier Millionen Dollar und jeder Menge Koks sowie acht Leichen sind genügend Gründe, um das Gedächtnis schnell wieder fit zu bekommen. Erschwerend kommt hinzu, dass Barnes sich bei jeder neuen Begegnung entscheiden muss, ob er der Person vertrauen kann. Die Zutaten sind somit zwar aus ähnlichen Werken hinlänglich bekannt, aber das sind sie beim Wein auch, und trotzdem entsteht aus dem einen Traubenmost ein Spitzenwein und aus dem anderen Discounter-Fusel. Es ist sicher kein billiger Fusel, der uns hier kredenzt wird, aber ein wenig sauer stößt er schon auf.

Unnötige billige digitale Gimmicks

Dafür sorgen zum Beispiel diese Titel-Mätzchen, wenn neue Figuren eingeführt werden. Mit großem Tamtam werden diese ins eingefrorene Bild geschoben, damit wir darauf „Der Sheriff“, „Der Junge“, „Der blablabla…“ lesen können. Das ist inzwischen so etwas von oldschool und ausgelutscht, dass es mit fortschreitender Filmdauer nur noch nervt. Genauso wie diese billigen digitalen Gimmicks, wenn zum Beispiel Kugeln dem Pistolenlauf in Zeitlupe entfahren. Vielleicht wollte man auf diese Weise nachträglich die Schwächen von Regie und Drehbuch übertünchen. Hat nicht wirklich funktioniert. Es erstaunt vielmehr, dass angesichts der Kürze des Films immer noch Szenen vorhanden sind, die besser im Papierkorb des Schneideraums gelandet wären. Anstatt die Handlung nach vorne zu bringen, dürfen wir uns zum Beispiel an öden Kopulationsszenen „erfreuen“.

Gute schauspielerische Leistungen retten den Film nicht

Auch wenn das Cover mit den ganzen Knarren vor den Gesichtern etwas anderes vermuten lässt: „The Good, the Bad, and the Dead“ ist mehr Thriller als Actionfilm. Die durchweg passablen schauspielerischen Leistungen gleichen das lückenhafte Drehbuch, das uns eine arg konstruierte Story kredenzt, und die uninspirierte Regie allerdings nicht aus. Hier wäre eindeutig mehr drin gewesen.

the-good-the-bad-and-the-dead_JPG-I2©TiberiusFilmBewertung 2 von 5 Sternen

The Good, the Bad, and the Dead
4got10 USA 2015

Dt. Heimkinostart 14. Juli 2016

FSK ab 16 Jahre

Darsteller Danny Trejo, Michael Paré, Dolph Lundgren, Johnny Messner, Vivica A. Fox
Regie Timothy Woodward Jr.
Drehbuch Sean Ryan

Bildformat 2.35:1 in 16:9
Tonformat Blu-ray: Deutsch, Englisch (DTS-HD Master Audio 5.1) DVD: Deutsch (Dolby Digital 5.1, DTS), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Länge ca. 81 Min. (DVD), ca. 84 Min. (Blu-ray)

Kategorie: Abgreifen, Angeguckt, Film & TV

von

In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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