Der Begriff „Heimat“ war lange Zeit negativ behaftet und wurde mit Rückwärtsgewandtheit, provinziellem Mief und konservativer, aus der Zeit gefallener Heile-Welts-Musik assoziiert.
Dass „Heimat“ auch anders geht, wollen die Macher der Ausstellung „Home“ im Geschichtsmuseum am Sauerfeld in Lüdenscheid unter Beweis stellen, für die jetzt vor Ort mit einer umfangreichen Eröffnungsveranstaltung der Startschuss fiel. Kreative junge Leute aus Lüdenscheid und Umgebung zeigen, was für sie „Heimat“ bedeutet.
Dabei sind Elemente einer traditionellen Ausstellung zwar vorhanden, treten jedoch gegenüber dem Gesamtkonzept in den Hintergrund, denn die Ausstellung besteht aus Räumen, die wie eine Wohngemeinschaft konzipiert sind (und in denen in der Nacht der Ausstellungseröffnung auch tatsächlich Jugendliche übernachteten). Bis einschließlich 15. Juni 2018 werden die Ergebnisse unterschiedlicher Workshops ausgestellt, die von Lüdenscheider Künstlern verschiedener Sparten mit insgesamt 250 Jugendlichen realisiert wurden. Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung konnten sich die zahlreich erschienenen Besucher, unter ihnen Bürgermeister Dieter Dzewas sowie die Vorsitzende des die Ausstellung unterstützenden Geschichts- und Heimatvereins, Dr. Arnhild Scholten, ein Bild davon machen, was die Besucher auch zukünftig an Events und Aktionen rund um „Home“ erwartet. Hochklassige Tanz- und Musikveranstaltungen sorgten für Leben im proppevollen Museum.
Beim offiziellen Teil übernahm das hörenswerte heimische Duo Two Feelings, bestehend aus Sarah Redding (Gesang) und Marco Zeisig (Gitarre), die musikalische Begleitung. Neben dem Song „Sands Of Life“, den die beiden mit ihrer Band Otherside geschrieben haben, brachten die jungen Musiker zwei nagelneue Stücke mit ins Museum, und zwar „Need A Hero“, das ebenfalls mit Otherside entstand sowie das eingängige „Black Roses“, das die beiden exklusiv für ihre Auftritte als Duo schrieben. Ein Tanzworkshop der Ballettschule Klüttermann im Foyer schloss sich an. Mit einer schwungvollen Tanzdarbietung unter der Leitung von Manuela Klüttermann ernteten die Jugendlichen stürmischen Applaus bei Jung und Alt.
In der Ausstellung nahmen die Gäste, darunter auch der Pfadfinder-Stamm St. Medardus, die zahlreichen Möglichkeiten in Anspruch, sich nicht nur alles anzuschauen, sondern auf Sitzgelegenheiten wie Couch, Sessel oder Stuhl Platz zu nehmen und sich zum Beispiel einen von Jugendlichen unter der Anleitung von Video-Künstlerin Christina Appelt hergestellten Film anzuschauen. Schriftliche Informationen zu den Projekten gab es leider nicht, so dass Besucher für entsprechende Infos Projekt-Beteiligte suchen mussten. „Wir wollten den Gesamteindruck der Arbeiten nicht durch Texttafeln verfälschen“, erklärte eine der Organisatorinnen der Ausstellung, Ulrike Tütemann.
Die Ergebnisse von Workshops zu den Themenprojekten Graffiti (Leitung: Yves Thomé), Lichtprojektionen (Leitung: Tom Groll und Kuno Seltmann), Trickfilm und Street Art (Leitung: Christina Appelt), Fotografie (Leitung: Steffen Schulte-Lippern), Skulpturen (Leitung: Dagmar Lippok) und Musikvideo (Leitung: Klaus Sonnabend und Ingo Starrink) konnten vor Ort in Augenschein genommen werden. Weitere Beiträge wird es in den nächsten Monaten noch zu Projekten wie den Workshops Gitarre (Leitung: Tlako Mokgadi), Theater (Leitung: Murat Isboga), Poetry Slam (Leitung: Marian Heuser) und Rap (Leitung: Robin Brunsmeier) geben. Brunsmeier war an diesem Abend gemeinsam mit Sebastian Kreinberg gekommen – beide bilden das Hip-Hop-Duo Hazefeld.
Inmitten der Ausstellung gaben sie neben der nachgebauten Bar des kürzlich geschlossenen Clubs Johnny Mauser ein mitreißendes Konzert, das für beste Laune bei den Ausstellungsbesuchern sorgte. Unterstützt von profilierten heimischen Musikern wie Rudolf F. Nauhauser (Saxophon), Klaus Sonnabend (Schlagzeug), Steven Stegnitz (Bass) und Ingo Starink (Keyboard) performten Hazefeld ihre neuesten Songs, darunter der Track „La Ola“, ein hartnäckiger Ohrwurm, der sich gut als Single-Auskopplung ihres voraussichtlich in diesem Jahr erscheinenden Debüt-Albums machen würde. „Home“ wird sich auch in den kommenden Monaten als eine Ausstellung ganz anderer Art präsentieren, die vor allem jene Menschen ansprechen möchte, die sonst nicht in Museen zu finden sind.